Erläuterungen zu den Experimenten
Experiment 1
Der Stroop-Effekt (J.R.Stroop, 1935)
Im Wesentlichen basiert der Effekt darauf, dass ein Teil der Sinnesverarbeitung automatisiert oder zumindest teilweise automatisiert abläuft. Andernfalls wäre es bspw. beim Autofahren nicht möglich, sich mit der mitfahrenden Person zu unterhalten und gleichzeitig das Auto zu steuern.
Soll eine Versuchsperson eine Farbe nennen, welche in einer anderen Schriftfarbe präsentiert wird, liegt eine sog. inkongruente Bedingung vor. In diesem Fall erfolgt das Nennen der Farbe verzögert bzw. erscheint „mühsam“.
Dem Effekt liegt die Annahme zugrunde, dass die Wortinformation ebenso wie die Farbe bei Menschen „automatisch“ aktiviert wird und, so die Auffassung einiger Forscherinnen und Forscher, kurz vor der Sprachausgabe parallel verarbeitet wird. Der Test wird sowohl in der klinischen als auch neuropsychologischen Diagnostik eingesetzt, bspw. bei hirnorganischen Schäden.
Experiment 2
Die Schachbrett-Illusion (Adelsen, 1955)
Die Tatsache, dass die beiden Quadrate als unterschiedlich hell wahrgenommen werden, wird mit zwei Effekten erklärt:
- Effekt: Dieser Effekt basiert auf dem lokalen Kontrast. Das untere „hellere“ Quadrat ist umgeben von dunklen Quadraten und erscheint dadurch viel heller. Dies gilt auch ohne den Schatten.
- Effekt: Um die Farbe bestimmter Objekte erkennen zu können, ignoriert unser visuelles System graduelle Veränderungen im Lichtfluss. Diese werden meistens über weichere Kanten angezeigt, wie es bei einem Schatten der Fall ist.
Dies wird noch durch die Anordnung der Quadrate unterstützt, die um das Quadrat herumliegen und dem visuellen System signalisieren, dass es sich um eine Veränderung der Farboberfläche handelt und nicht um eine Veränderung der Beleuchtung oder Schatten.
Experiment 3
Die Müller-Lyer-Täuschung (Müller-Lyer, 1889)
Die meisten Menschen geben bei dieser optischen Täuschung an, dass das mittlere Objekt das längste und das erste Objekt das kürzeste ist. Tatsächlich ist es jedoch so, dass die Linien alle gleich lang sind. Unsere Wahrnehmung nimmt jedoch Linien zwischen spitzen Winkeln als kürzer wahr als Linien, bei denen die Pfeilspitze umgedreht ist.
Als Erklärung dieser geometrisch-optischen Täuschung existieren mehrere Ansätze:
- Day (1990) nimmt bspw. an, dass die Gesamtstreckung der Figur für die unterschiedliche Wahrnehmung verantwortlich ist.
- Goldstein (2002) wiederum führt den Effekt auf eine unbewusste Wahrnehmung der Pfeilstrukturen als dreidimensionales Objekt und damit verbundener Korrekturen von Größe und Entfernung zurück.